Modell JVA Dortmund Quelle: JVA Dortmund

Im Jahre 1898 wurde der Bau eines Gefängnisses in Dortmund beschlossen. Der Bau der Anlage dauerte bis ins Jahr 1902. Am 4. Dezember 1902 wurde die Haftanstalt eröffnet. Sie diente zunächst ausschließlich als Untersuchungshaftanstalt. Nach einem Kriegsschaden im Wäschehaus wurde 1950 der Frauenflügel mit einem Anbau auf 70 Haftplätze erweitert.

Während der Zeit des 2. Weltkrieges erlebte die JVA Dortmund ihre bisher dunkelste Seite des Strafvollzuges.

Hinrichtungen in Dortmund

Das Dortmunder Gerichtsgefängnis, im Volksmund „Lübecker Hof“ genannt, war zeitweise eine der zentralen Hinrichtungsstätten des Dritten Reiches, nachdem dort 1943 eine Guillotine aufgestellt worden war, um die bis dato für Dortmund zuständige Hinrichtungsstätte in Köln zu entlasten.

Das Gerichtsgefängnis („Lübecker Hof”) gehörte von Mai 1943 bis Anfang 1945 zu den zentralen Hinrichtungsstätten des Reiches und war auch Wehrmachtsstandort von Großkampfverbänden mit eigenen Kriegsgerichten. Hier wurde eine erhebliche Anzahl von Todesurteilen der Militärjustiz vollstreckt. Zwischen dem 2. Juli 1943 und dem 5. Januar 1945 wurden dort mehr als 300 Frauen und Männer hingerichtet. Es handelte sich bei ihnen oft um ausländische oder deutsche Widerstandskämpfer.

Nach dem Krieg wurde die Hinrichtungsstätte erneut eingerichtet für die Britische Militärregierung.

Rückbau und Umbau

Zwischen 1970 und 1972 wurde ein Teil des alten Zuchthauses abgerissen und ein neues Wirtschaftsgebäude errichtet. 1980 erfolgte ein weiterer Anbau. An der Hamburger Straße entstanden somit 1985 weitere 73 Haftplätze und eine unterirdische Sporthalle.

Übersicht der Historie

DatumMaßnahmen
1898-1902 Planung und Bau der JVA Dortmund
1902 Eröffnung und Erstbezug am 04.12.1902
1923 Vollständige Beschlagnahme am 23.06.1923 durch Frankreich und Nutzung als französisches Polizeigefängnis bis 22.10.1924
1934-1936 Zwei politisch motivierte Hinrichtungen von ingesamt 6 Personen mit dem Handbeil
1943 Benennung als weitere Zentrale Hinrichtungsstätte - bis Kriegsende werden über 300 Menschen hingerichtet
1945 Brittische Militärregierung lässt die Hinrichtungsstätte nach dem Krieg erneut einrichten - Dortmund ist einzige Hinrichtungsstätte in Westdeutschland.
1950 Zerstörung der Guillotine - Anbau am zerstörten Wäschehaus und Erweiterung der Kapazität im Frauenflügel auf über 70
1970-1973 Abriss der Gebäude, die in die Hamburger Straße hineinragten und Südflügel. Bau eines neuen Wirtschaftsgebäudes und Südflügels
1980-1985 Bau des Hafthauses Abteilung 8 (Hamburger Straße / Gerichtsstraße) mit Erweiterung um 73 Haftplätze inkl. unterirdischer Sporthalle (24 x12 m). Kommunikationsanlage wird in alle Hafträume eingebaut
1989 Anbringung der Gedenktafel an der Pforte
1988-1993 Grundsanierung des Haupthauses und des 1. Anbaus mit Umbau des Besuchs - und Pfortenbereichs
1994 Errichtung neuer Büroräume im Dachgeschoss des Verwaltungsgebäudes mit gleichzeitiger Modernisierung der Kantine
1997 Ausstattung der gesamten Anstalt mit Computern (Netzwerk)
12/2002 100 Jahre JVA Dortmund mit großem Festakt
2019 Zwei große Gemälde werden an den Außenfassaden der Anstalt gemalt
2016-2020 Modernisierung der Kommunikationsanlage, Kronensicherungen, Fenstern und Kameras
2021 Großevakuierung der JVA aufgrund eines Blindgängerfundes am Schwanenwall

Detaillierte Historie

Freistundenhof des Männerhauses um 1930Quelle: Stadtarchiv Stadt Dortmund

Das Gerichtsgefängnis Dortmund

Die ersten Jahre des Gerichtsgefängnisses bis zum Ersten Weltkrieg sind preußisch geprägt und verlaufen ohne große Störungen für den Betrieb selbst.
1926-Gruppenfoto von BedienstetenQuelle: JVA Dortmund

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges

Mit dem Aufflammen des Ersten Weltkrieges beginnt eine lange unruhige Zeit für den Lübecker Hof durch die Weimarer Republik. Das Gefängnis wird zum Nebenschauplatz um die Novemberrevolution in Dortmund. Während der Ruhrbesetzung wird es zum Französischen Polizeigefängnis.
Ansicht auf die alte JammerpforteQuelle: Stadtarchiv Stadt Dortmund

Das Dritte Reich und der Lübecker Hof

Weimarer Reformbewegungen für den Strafvollzug enden und das Dortmunder Gefängnis wird in seine dunkelste Zeit langsam heruntergerissen. Das Gefängnis wird Nebenschauplatz zu der Progromnacht.
Model der AnstaltQuelle: Stadtarchiv Stadt Dortmund

Der Zweite Weltkrieg und die Hinrichtungen

Die Anstalt erreicht seine dunkelste Zeit als zentrale Hinrichtungsstätte ab 1943. Über 300 Menschen werden hingerichtet. Die Phase endet mit der Freilassung aller Gefangener nach der Befreiung Dortmunds.
Bauzeichnung mit KriegsschädenQuelle: JVA Dortmund

Nachwehen des Krieges im Dortmunder Gefängnis

Kriegszerstörungen und ihre Probleme beschäftigen die Anstalt. In dieser Zeit endet die Ära des Frauenvollzugs im Lübecker Hof. Der Jugendvollzug wird die neue Herausforderung für Dortmund.
Ansicht auf die alte Hamburger Straße mit dem Herausragenden Gebäudeteil der AnstaltQuelle: Stadtarchiv Stadt Dortmund

Der große Umbau

Die Anstalt wird nach Schließungdiskussionen in den 60ern in den Rückbau und Anbau geschickt. Der Lübecker Hof erreicht die heutigen Ausmaße.
Fassade mit MalereiQuelle: JVA Dortmund

Aufbruch in die Moderne

Neben Strafvollzugsreformen erfindet sich die Anstalt immer wieder neu und wird trotz ihrer Probleme in die Neuzeit katapultiert. Behandlung und Betreuung wird immer weiter gestärkt.